Bundestagswahl 2009. Wen Du wolle wähle?

Die Glotze ist derzeit abends voll von Menschen, die pseudointellektuelle Phrasen dreschen und sich in gepflegter Polemik üben. Richtig, es ist ja kurz vor der Bundetagswahl.

Da fragt man sich doch als bundesdeutscher Durchschnittsbürger, wo man denn überhaupt sein(e) Kreuzchen machen soll! Gebe ich meine Stimmen den großen „Volksparteien“, den den Bezug zum „Volk“ eigentlich schon länger verloren haben? Oder wähle ich die derzeitigen Oppositionsparteien wieder zurück in die Verantwortung, die sie doch so gerne tragen würden? Oder gebe ich meine Stimme gar den Splitterparteien, die zwar nie zum Zug kommen, aber immerhin gut für „eine etablierte Ohrfeige“ sind. Oder gehe ich am Ende garnicht wählen, damit ich hinterher behaupten kann ICH hätte diesen oder jenen ja garnicht gewollt!? Immerhin hört man nicht selten, dass die kommede Wahl einem ja nur die Wahl zwischen Pest und Cholera lassen würde. Aha. Oder so.

Hier also meine Betrachtung der derzeitigen Parteien und/oder ihrer „Plakatgesichter“. Alles völlig subjektiv und auch nur aus meiner Sicht verständlich.

CDU

Tja, sie ist omnipräsent und trotzdem völlig unauffällig, unsere Angela Merkel. Nicht dass das weiter schlimm wäre, aber so manches mal frage ich mich WER uns eigentlich regiert!? Irgendwelche Ministerialdirektoren, Fachgremien, Lobbiisten, geheime Ausschüsse? Oder am Ende gar die SPD? Aber halt, die ist ja wirklich mit im Boot. Komisch, fällt mir glatt noch weniger auf als Angela. Die Frage ist natürlich nun, ob ich es weiterhin so unauffällig haben möchte. Immerhin hat sich die derzeitige Regierung in der aktuellen Krise ja nicht so dumm angestellt. Zumindest im großen Ganzen. Oder ihr Mitverschulden geschickt vertuscht.

Leider ist der Umgang der CDU mit den Persönlichkeitsrechten und modernen Medien nicht so ganz unproblematisch. Alles was man nicht kontrollieren kann ist suspekt und alles was man vermeintlich zur Kontrolle braucht wird zügig legitimiert. Das hat dann was von blindem Aktionismus. Und hilft im Grunde Keinem…

Wer nun allerdings zukünftig an der Seite der CDU stehen könnte (wenn überhaupt) steht auf einem ganz anderen Blatt, Erfahrungen auf Bundesebene hat man ja bisher „nur“ mit der SPD und der FDP. Wobei ich persönlich ja grün-schwarz ganz spannend finden würde. So mit biologisch abbaubaren Kernkraftwerken und so…

SPD

Wie gesagt, irgendwie gibt es ja da noch die SPD. Da sie eben nicht in der Oppositioen steht, konnte sie sich mMn auch nicht wirklich pofilieren. Weder die Partei, noch Frankwaltersteinmeier. Oder so ähnlich. Und die versprochenen 5 Mio neuen Stellen buchen wir doch einfach unter Versprecher ab. Da die alte Rollenverteilung mit der SPD als Arbeitnehmerpartei so ja nun auch nicht mehr stimmt, brauche ich mir insofern auch keine Chancen im Sinne von finanzieller Entlastung unter einer SPD-geführten Regierung zu machen. Im Gegenteil.

Und ihr Liebäugeln (sowohl mit Grün als auch) mit tiefrot macht mir da schon einige Kopfschmerzen. Wobei – rot-grün hatten wir ja schon mal, aber rot-rot? Ökologisch OK, sozial gerne, aber sozialistisch funktioniert nunmal nicht.

FDP

Oja, die Liberalen. Oder auch die (ehemalige) Partei der Mitte. Im Grunde eine Mittelstandspartei eigentlich gerne ein amerikanisches Wirtschaftssystem bei uns hier sehen würde aber seit der globalen Finanzkrise irgendwie in Erklärungsnotstand geraten ist. Also setzt man voll auf das Zugpferd Guido Wester(föhn)welle und sonnt sich in den aktuellen Umfrageergebnissen. Aber so richtig schlau werde ich daraus auch nicht.

Immerhin haben sie eine vernünftige Einstellung zu den neuen Medien und kommen nicht ganz so antiqiert daher. Speziell bei den jüngeren Wählern dürfte die FDP damit punkten. Nur – mal so ganz unter uns – sooo jung bin ich nun auch nicht mehr.

Grüne

Ich bin einer von denjenigen, die nicht unbedingt grün wählen, sie aber trotzdem als grünes Gewissen nicht mehr missen wollen. Allerdings werde ich mit Sicherheit auch dieses mal wieder einen grünen Direktkandidaten wählen. Das hat aber weniger was mit der bundespolitischen Großkampflage zu tun…

Zum Glück haben die Grünen ein festes Klientel, welches sie den Sprung über die notwendigen 5% in jedem Fall schaffen lassen, eher noch in den 2stelligen Bereich. Gut so. Auch wenn ich nicht unbedingt nochmal so ein rot-grünes Experiment über mich ergehen lassen erleben möchte.

Linke

Mal ganz ehrlich: welcher erwachsene und halbwegs denkende Mensch kann denn ernsthaft in Erwägung ziehen die Linken zu wählen? Glaubt etwa irgendwer allen Ernstes hier würde wirklich für Gleichheit und soziale Gerechtigkeit gefochten? Wer bitte will mir (als Wessi mit Ossi-Gattin) denn diese SED-Nachfolge-Organisation plötzlich als basisdemokratische Partei verkaufen?  Oskar Lafontain hin oder Gregor Gysi her. Lächerlich.

Und vor allen Dingen eine Ohrfeige ins Gesicht eines jeden ex-DDR-Bürgers und-Familien, der/die unter dem System (mehr oder weniger) zu leiden hatte.

Piraten

Yo, das ist doch mal eine Alternative. Oder besser: wäre eine Alternative. Wenn man es nicht versäumt hätte wenigstens mal für irgedwas Stellung außerhalb des Internets zu beziehen. Aber da kommt nicht viel. Leider. Auch wenn ich persönlich es ja im Grunde garnicht für schlecht halte den gesunden Menschenverstand zum Dogma zu erheben anstatt für alle möglichen Szenarien halbgare Lösungen in der Schublade zu haben zu wollen.

Außerdem hätte man gut daran getan sich von Tauss zu distanzieren, egal ob er sich nun schuldig gemacht hat oder nicht. Für eine Partei, die außerhalb der Hochschulen und der Webwelt annähernd keiner kennt ist es nämlich Image-Gift, wenn die Worte Piratenpartei und Kinderpornographie nicht selten in einem Satz genannt werden.

Immerhin, es wäre eine Option…

Der Rest

Wie gesagt, der Rest. Ãœber die anderen Parteien möchte ich mich ehrlich gesagt nicht auslassen, denn speziell im „rechten Aus“ müsste ich hier derbe Väkalsprache bemühen. Und über Tierfreunde, Rentner, Marxisten und Zentralisten habe ich mir schlicht und ergreifend bisher keine Gedanken gemacht. Muss ich auch nicht…

Fazit

Mal schauen wen ich am Sonntag wähle. Nur eins ist sicher: nämlich DASS ich ich wählen gehe. Ich lasse mir die (Mit-) Entscheidung doch nicht aus der Hand nehmen.

4 Kommentare

  1. Es ist doch im Prinzip ganz einfach, jede Partei steht für verschiedene Gemeinsame Dinge.

    Jeder Mensch hat eine eigene Meinung zu den verschiedenen Dingen, eben diese Partei welche am meisten Deckungsgleich mit seiner eigenen Meinung ist, sollte man wählen.

    Es wird nie eine 100% übereinstimmung geben. Nimm den Wahl-O-Mat und schau was rauskommt 😉

  2. Nicht alles an den Rechten ist schlecht, deshalb solltest du sie als Alternative ruhig nennen.
    Wenn die Linke ernsthaft hier genannt wird, dürfen die Rechten nicht fehlen. Sie haben mindestens die gleiche Daseinsberechtigung.

  3. Ich stimme dir zu 100% zu. Ich habe aber sogar die Möglichkeit, in Schleswig-Holstein den SSW zu wählen – der kommt auf jeden Fall rein, auch mit weniger als 5%! Dieses System begünstigt nur große Parteien und verhindert ein wirklich repräsentatives Parlament.
    Ich finde auch, dass du die Rechten genauso darstellen hättest sollen wie die Linken – nämlich als unwählbar, weil beide totalitäre Machtstrukturen herbeisehnen, was in der Geschichte von Faschismus und Kommunismus zu Millionen von Toten geführt hat, Meinungsfreiheit verhindert und unkontrollierte Macht zur Folge hat.
    Danke für deinen Artikel.
    Der Nikolaus

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