Der Fuzzy – Verhalten, Zucht und Hege

Anlässlich der Hochzeit eines befreundeten Pärchens (m/w) habe folgende „Rede“ gehalten:

Der Fuzzy* – Beobachtungen zum Verhalten, der Zucht und der Hege

Liebe Leser. Heute möchte ich Sie in eine faszinierende Welt voller Geheimnisse und fremdartigen Ritualen entführen – in die wundersame Welt der Fuzzies.

Es gibt in der Natur sowie in unserer Gesellschaft, eine Vielzahl von seltsamen Kreaturen, Absonderlingen und anderen Minderheiten. Manche davon religiöser Art, andere eher aus einer Laune der Natur heraus.

Und dann gibt es noch selbst gewählte Schicksale. Teilweise harte Schicksale. Und fast immer geprägt durch andauernde Einsamkeit. Fast schon Askese. Meist Einzelgänger, Typ „älteres Männchen“. Natürlich gibt es auch jüngere Exemplare (vereinzelt soll man auch schon auch Weibchen gesehen haben), aber diese sogenannten Jungfuzzies sind eher selten anzutreffen und unterscheiden sich auf den ersten Blick oft nicht von ihren reiferen Artgenossen. Eher in der brunftesken Artikulation. Dies macht die Zucht und den Erhalt der Art natürlich um ein Vielfaches schwieriger.

Denn es ist die ureigenste Art der Fuzzies, sich zum Jagen gut getarnt an einsamen Streckenabschnitten auf die Lauer zu legen, bevor sie dann plötzlich – das orange-rote Leibchen balzartig entblößend – Knallfrösche, Tauri, Harzkamele, Ludmillas, Lollos, Krokodile und anderes Großwild erlegen. Dazu kommt noch die Schwierigkeit, dass sich der gemeine Fuzzy gerne in Kelleräume und auf Dachböden zurückzieht, um seinen Trophäen inmitten von Miniatur-Ausgaben seiner bevorzugten Beute zu huldigen.

Auch wenn es gelegentlich zu gemeinsamen Jagden kommt und auch hin und wieder die Trophäen in verschlossenen, abgedunkelten Räumen verglichen und diskutiert werden, ist der Fuzzy an sich doch eher ein (Gegen-) lichtscheues, wenig domestiziertes Wesen.

Daher freut es mich heute umso mehr, für Sie, liebe Leser, ein vergleichsweise junges Fuzzy-Pärchen aufgespürt zu haben. Nennen wir sie mal – der Einfachheit halber – Jens und Petra. Wir müssen bei unserer Beobachtung natürlich ganz behutsam vorgehen um sie nicht zu verschrecken. Der aufmerksame Leser wird natürlich bemerkt haben, dass es unter den o.g. Umständen kaum zu einer Partnerwahl kommen kann. Die Fuzzy-Reviere sind zwar mitunter riesig und männliche Fuzzies die halbe Zeit damit beschäftigt, sich gegenseitig zu hacken und von den besten Futterplätzen zu vertreiben.

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So kam es unseren jungen Protagonisten zugute, dass sie einen der entscheidenden Gattungs-Vorteile der Fuzzies für sich nutzen konnten: eine schnelle Anpassung an die sich ändernde Umwelt-Bedingungen. Seien es nun neue Farbschemen ihrer bevorzugten Beute, ständige Aufrüstung ihrer bevorzugten Waffen oder die Vorbereitung ihrer Beutezüge durch fernmündliche, ferntextliche und fernbildliche Instrumente. Fuzzies sind technisch gesehen fast immer auf der Höhe der Zeit. Und wie wir nun sehen können: eine Überlebensstrategie.

Doch zurück zu unserem Fuzzy-Pärchen. In ihrem Fall waren es dann auch die digitalen Trommelgesänge, die den sonst üblichen Balztanz ersetzten. Gerüchte besagen ja, dass sich die Weibchen auch mal gerne ihr Männchen anhand des Kalibers und der Größe seiner Waffe aussuchen. Dieses, vor allem bei älteren Männchen stark befürchtete und durch die o.g. Aufrüstung kompensierte Paarungsverhalten konnte bisher aber nicht eindeutig bestätigt werden.

Die Zukunft unserer beiden niedlichen Exemplare dürfte dann auch durchaus als positiv zu bewerten sein. Ein Nestbau ist durchaus denkbar, das Männchen findet sein Auskommen im unmittelbaren Umgang mit den natürlichen Ressourcen seiner Nist-Kolonie und das Weibchen ist auf die Brut und Hege eventueller Fuzzlinge optimal vorbereitet.**

Ich werde in den nächsten Jahren immer mal wieder nach meinen beiden Fuzzies schauen, denn sie sind im Laufe der Beobachtungen regelrecht ans Herz gewachsen. Hoffen Sie mit mir, dass wir hier eine Keimzelle gesunder und fleißiger Fuzzies zur Erhaltung ihrer (vielleicht sogar vom Aussterben bedrohten) Art begleiten dürfen.

Ihr
Prof. Dr. Ulrich von Kutting
Fuzzologe & Bahnethiker

* Den Nicht-Bahnern unter meinen treuen Lesern sei noch schnell erklärt, dass der Terminus „Fuzzy“ den fotografierenden Eisenbahnfreund beschreibt.
** Hintergrundinfo: Er ist Angestellter der Stadt (Städtischer Blümchengiesser und Rasenfriseur), sie ist haushaltskräftige Kiddie-Futter-Dompteuse (Kindergartenküchentante).

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