Nürburgring – die andere Seite

Jeder schreibt und spricht über den Nürburgring, nur fragt keiner diejenigen, um die es eigentlich geht: die Besucher / Gäste / Familen / Motorsportfans / Eintrittsgeldbezahler / etc…

[inspic=1304,left,fullscreen,240]Das aktuelle Gezeter rund um den Nürburgring füllt zur die Schlagzeilen der regionalen und überregionalen Presse. Da ist von diversen Skandalen die Rede, es gibt Schuldzuweisungen vom Besitzer (Land & Landkreis) an den Betreiber (NAG) und zurück, von allen an die Landesregierung (und natürlich auch zurück) und nicht zuletzt an König Kurt Beck persönlich, der sich übrigens in dieser Angelegenheit auffallend zugeknöpft zeigt. Nur Einer wird dabei von völlig vergessen: ICH. Nun ja, nicht unbedingt ich alleine, sondern vielmehr ich als Besucher und potentielles Zielgruppenmitglied des „Freizeitparks“ am Ring.

Dabei passe ich doch soooo schön ins Raster. Motorsport-affiner Mittvierziger, verheiratet, 2 Kinder, akzeptables Einkommen und innerhalb 1 Stunde von der Haustür am Ring. Zur Not auch schneller. Facebook-Supporter von „Save the Ring“ und „KultKarren“. Ehemaliger aktiver Motorsportler. Und so weiter. So gesehen geht es hier also um mich. Und Meinesgleichen. Denn egal wer, wann, wieviel oder ob überhaupt Pacht gezahlt hat – am Ende sollte sich die ganze Chose ja durch Eintrittsgelder refinanzieren. Natürlich auch durch Werbe- und Kooperationspartner, aber auch die zahlen nur dann was (dazu), wenn es ordentlich „Awareness“ durch (wiederum zahlende) Besucher zu erwarten gibt. Also schließt sich hier der Kreis: Keine Besucher – keine Kohle!

[inspic=1305,right,fullscreen,240]Da spielt es auch keine Rolle, dass die GmbH vor ein paar Tagen der NAG die Pachtverträge gekündigt und heute eine zeitnahe  „Ãœbergabe der Pachtsache“ verlangt hat, denn wer bitte soll sich denn jetzt um zahlende Kunden kümmern und „das Objekt vermarkten“? Beck persönlich? Wohl kaum! Und warum spielt es keine Rolle? Nun ja – ich möchte es mal so sagen: Es gibt eigentlich Nichts zu vermarkten! Zugegebenermaßen ein ziemlich großes und teures Nichts! Denn selten mal wurde dermaßen konsequent an der Zielgruppe oder auch am „Menschen“ vorbei geplant wie hier am Ring!

Wie ich darauf komme? ganz einfach: ich habe es am eigenen Leib erfahren! Letzten Herbst war ich nämlich Samstag nachmittags mit meiner Fau und meinen Kindern (3 und 6) am Ring. Auch dabei: mein Schwager mit Frau und Sohn (13). Vor den Ankunft: Vorfreude! Nach der Ankunft: Ernüchterung! Wo muss ich hin? Was kann ich hier eigentlich machen? Und vor allen Dingen: wo bitte schön soll hier ein Freizeitpark sein???

Darunter verstehe ich nämlich ein eintrittspflichtiges Gelände (also: Park), in welchem ich mich mit meiner Familie frei bewegen kann und diverse (funktionstüchtige!) Attraktionen ein- oder mehrmals ohne zusätzliche Kosten nutzen kann! Und zwar mit der ganzen Familie. Alternativ wäre auch ein zusammenhängender Bereich unterschiedlicher Schwerpunkte , wo jeder Besucher nach seinem Gusto frei bewegen kann, ein Freizeitpark halt. Aber auch hier: für die GANZE Familie! Sprich: Papa UND Mama. Gerne auch: Motorsportfan UND Freundin! Also genau das Gegenteil von dem, was man dort zur zeit vorfindet: Unübersichtliche und große Selbstzweck-Architektur mit leerstehenden Läden, gähnend leeren Eventflächen, defekter Achterbahn und befremdlich unfreundlichem Ambiente. Chance verpasst. Setzen, Sechs! Oder anders herum: Ich fühle mich als Ring-Fan am Ring völlig deplatziert! Selbst die Option „Kartbahn“ fiel flach, da hier eine geschlossene Gesellschaft ihre Runde drehte. Und für den Kletterpark ist meine Tochter angeblich zu klein. Wie kommt man überhaupt da hin? Zum Glück war just an diesem Samstag ein Tourenwagenrennen auf dem Ring – also: Back to the Roots. Der Haken: Nochmals Eintritt und gelangweilte Frauen.

Was nun?

Frisches Geld wird es ja wohl im Augenblick nicht mehr geben. Da hätte man besser das bisher vergeudetebaute Geld anders aufgeteilt. Eine schöne Kombination aus interessanter Rennsporthistorie und aktuellem Motorport-Flair mit viel echtem Erlebnischarakter, dazu die vorhandene Eventarea (Kneipendorf UND Ringwerk/Boulevard) wechselnd aber stetig belegt und genutzt, bezahlbare Unterkünfte direkt am Platz in Kombination mit einem Outletcenter (!) für die Mädels und mode-affinen Kerosin-Junkies. Das Ganze kombiniert mit Kiddie-Kart und anderen betreuten Aktivitäten wie in jedem ordentlichen Ferienclub.

Könnte funktionieren. Sogar (oder gerade) in der Eifel. Man müsste nur mal (politikbefreit) darüber nachdenken! Denn nicht der Nürburgring selbst ist das Problem, sondern der amateurhafte Umgang mit diesem Juwel europäischer Rennsportgeschichte!

Nicht zuletzt liegt die Kernkompetenz hier am Ring im Motorsport selbst. Attraktive Rennserien, Traumautos schon auf dem (VIP-) Parkplatz, abgefahrene Beside-Events, Glamour und Promies, der Geruch von Gummi und Synthetik-Öl, satter Sound von 8 Zylindern diverser Formel-Klassen. Egal ob Formel 1, DTM, Truck Grand Prix, 24 Stunden Rennen oder die Oldtimer-Events: Der Ring kann’s! Auch schon kompetent-kultiger Teil der Ringgeschichte: satter Sound aus gigantischen Boxen bei Rock am Ring. Mit anderen Worten: Es geht doch! Zur Not sogar ganz ohne Ringwerk, Ringracer und Ring-Ballermann!

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