Olympischer Spießrutenlauf *räusper* Fackellauf nach Peking

Das olympische Feuer (bzw. die olympische Flamme) war auf dem Mount Everest. Im Vorlauf zu den Olympischen Spielen 2008 in Peking (China) mutiert der Fackellauf immer mehr zur Propagandatour. Ganz im Sinne des Erfinders. Kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor?

Der Fackellauf an sich ist ja keine Erfindung der Chinesen, aber die Fackel findet im Augenblick nicht nur den Weg hin zu den olympischen Sportstätten, sondern auch den Weg zurück zu ihrem politischen Ursprung. Eingeführt wurde dieses Mediale Schaulaufen nämlich 1936 in Berlin und damals wie heute (wieder) dient er eher Huldigung eines totalitären Regimes als zur Ehre der Sportler. Doch hier hört die Symbolkraft noch lange nicht auf. So hat man es bei den Olympischen Spielen in Sidney 2000 noch als „ausgestreckte Hand“ im Sinne von Respekt und Aussöhnung angesehen, dass das Olympische Feuer bei der Eröffnungszeremonie von Cathy Freeman, einer von Ureinwohneren abstammende Athletin, entzündet wurde. Im Gegensatz dazu empfinde (nicht nur) ich es geradezu als Giopfel der Arroganz, Provokation und Demontration der Macht Chinas über Tibet, dass ausgerechnet die Tibeterin Cering Wangmo die Fackel auf den letzten Metern zur Spitze des Mount Everest tragen „durfte“.

Das Thema Olympia wird diesen Sommer wieder medial omnipräsent sein. Sicherlich aber nicht nur durch Meldungen über Leistungen und Rekorde der Sportler aus aller Welt, sondern eben auch durch Schlagzeilen und Berichte über die Kehrseite der Medaille: Doping, Medikamentenmissbrauch, Korruption uvm. Bin mal gespannt, ob die Liste der Olympiasieger nicht wieder fortlaufend korrigiert werden muss. Dazu kommt noch die hohe Wahrscheinlichkeit, dass diverse Aktivisten zur Befreiung Tibets die Spiele als perfekte Plattform zur Präsentation und Durchsetzung ihres Anliegens nutzen werden. Der Fackellauf gab uns ja schon mal einen Vorgeschmack hierauf.

Aber ich will ja nicht alles schwarz malen. In der nächsten Zeit können wir bei der UEFA EM 2008 unsere Jubleschreie trainieren, Deutschlandfähnchen auf den Autos zur Schau fahren, schwarz-rot-goldenegelbe Striche auf die Backen malen und uns in Nationalbewusstsein üben. Vielleich sogar das ein oder andere mal – ohne ein schlechtes (moralisches) Gewissen – ein bisschen stolz sein.

Mehr zum Thema u.a. bei der SF-Tagesschau | AFP | ARD-Tagesschau etc. Die Blogospäre ist in dieser Hinsicht noch ziemlich ruhig. Her gibt es entsprechende Artikel u.a. auf dem Feiluft Blog und dem Knill Blog.

Bilder vom Feuer auf dem Mont Evetrest bei Stern-online.

Ein Kommentar

  1. Wirklich erstaunlich, wie der Sport immer wieder politisiert wird. Offensichtlich können einige Leute nicht zwischen beiden Fachgebieten unterscheiden.
    Vielleicht wird hier aber auch bewusst die mediale Präsenz des Sportes ausgenutzt, um das breite Publikum wachzurütteln. Wirklich schade um den Sport, der von seinen Skandalen und Skandälchen doch ausreichend gebeutelt wird…

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