Feedreader – Fluch oder Segen?

Wieso sind Feedreader bzw. Newsreader im Grunde Gift für den Blogger? Oder: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Tagebuch und einem Blog? Ich stelle mal folgende Thesen auf:

  • Wer ein Tagebuch führt möchte seine Gedanken zu Papier bringen damit die Flüchtigkeit des Gedankens aufgehoben wird. OK, ersetze „Papier“ durch „Tastatur“ und schon gilt gleiches für den Blogger.
  • Wer Tagebuch führt sieht sich selbst als seinen besten Gesprächspartner, bzw. Zuhörer an. OK, bei manchem Blogger mag das ja genau so sein, aber eigentlich deutet sich hier schon ein Unterschied an.
  • Wer ein Tagebuch führt tut das auschließlich für sich selbst und würde dies nie veröffentlichen (von Pseudo-Tagebüchern aus der Promiwelt mal abgesehen). Aha. Genau da liegt des Pudels Kern.

Der Blogger braucht die Öffentlichkeit, er ist sozusagen verbaler Exhibitionist. Wäre er das nicht, würde er Tagebuch führen. Wer also die Öffentlichkeit sucht, hat auch fast immer ein Interesse an einer möglichst breiten Wahrnehmung seines Schaffens und entsprechenden Reaktionen (sprich: Kommentaren). Folgerichtig möchte er dann auch wissen, welche Themen besonders die Aufmerksamkeit der Leser interessieren und bekanntlich sind lange nicht alle Leser auch fleissige Kommetatoren.

Wobei wir bei den Statistiken wäre. Ein Blick in ebensolche (egal ob Plugin, externer Service oder Serverbasiert) verrät einem Blogger schon sehr genau, welche Artikel wie oft gelesen werden und mit welchen Phrasen man von Suchmaschinen gefunden wird. Um mit seiner Botschaft nun mehr Leser komfortabel zu erreichen, gibt es dann noch die unterschiedlichsten Optionen: Blogverzeichnisse, Social Bookmarks, Backlinks, Blogroll und natürlich die Feedreader. Diese sammlen die Headlines und Texte (also den Content) um sie den Abonnenten bequem zur Verfügung zu stellen. Doch genau hier beißt sich die Katze in den Schwanz.

Normalerweise besuche ich als Leser den Blog eines Autors, lese den ein oder anderen Artikel und mein Besuch wird statistisch erfasst. Der Blogger nimmt dies zur Kenntniss und bekommt (auch ohne einen Kommentar meinerseits) die Information, dass dieser oder jene Artikel von Interesse ist. Habe ich aber nun seinen Blog in meinem Newsreader abonniert, fehlt ihm dieses Feedback. Das ist wie eine Zeitung, die nur wenige male verkauft, aber zig-mal kopiert wird. Teilweise sogar mit direkten finaziellen Verlust (Stichwort: Contentklau). Dazu kommt dann noch das Google-Pagerank-relevate Problem des Double-Contents.

Seit mir das bewusst geworden ist, stehe ich den News- und Feedreadern wesentlich kritischer gegenüber. Nicht dass ich hier das Ende der Blogkultur am Horizont aufziehen sehen würde, aber die Interaktivität des Mediums Blog leidet ganz sicher darunter! Oder liege ich völlig falsch?

Apropos Contentklau etc: Prinzzess | Blondes Alien | uvm.

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