Der Gipfel der Kinderfeindlichkeit 2007

Ãœber kinderfeindliches Verhalten hatte ich mich ja schon mal hier ausgelassen. Das war aber offensichtlich „nur Kindergeburtstag“. Habe soeben beim StoiBär einen Artikel über einen Gastwirt in Kraiburg gelesen, der seine Kaschemme „Hacienda“ zur „kinderfreien Zone“ erkärt hat. Als Vater einer 2-jährigen Tochter kommt mir bei sowas natürlich die Galle hoch, aber noch mehr kotzt es mich an, dass der Wirt offensichtlich auf ein breites Verständnis stößt. OVB schreibt:

Hein bekommt nach eigenen Aussagen nicht nur von Gästen überaus positive Rückmeldungen. Am Samstag und Sonntag, sonst eher schwächere Tage, sei der Umsatz wegen des guten Besuchs schon gestiegen.

Da möchte man doch mit der flachen Hand draufschlagen. Ketzerisch wie ich bin behaupte ich jetzt mal, dass der Großteil der „genervten Bürger“ schon im Rentenalter ist und täglich jammert wie wenig Rente sie doch bekommen. Tja, Du liebes – ach so armes – Seniorenvolk: keine Kinder – keine Steuerzahler – keine Rente. Ganz einfach. Ja ja – unter Adolf hätte es das nicht gegeben…

Warum ich auf „ältere Mitbürger“ komme? Weil ich dieses ablehnende und unverständige Verhalten gegenüber Kindern regelmäßig selbst erlebe. Ob die mit ihren eigenen Enkeln auch so umgehen? Ist auch egal. Ausserdem weist die Anfahrtsbeschreibung zu dem Schuppen eine aufällige Nähe zum örtlichen Altersheim auf. Wie sage ich immer: im Alter wird man komisch. Ist übrigens auch der Grund, warum die meisten Politiker bei mir Narrenfreiheit haben. Ich kann (und will) sie einfach nicht mehr ernst nehmen.

Ach ja: natürlich regt sich auch Widerstand gegen das Verhalten des Schuppenwirts, so erwägt z.B. der Gemeinderat lt. OVB eine Anzeige. Der Kinderbeauftragete H. Hahn „hält ein Gasthaus, das sich als kinderfreie Zone präsentiert, für einen Schandfleck für die Gemeinde“. Das ist wohl wahr. Also: nicht nur erwägen – anzeigen! Und kann der nette Herr vom Gesundheitsamt nicht beim nächsten Mal die Küche etwas genauer unter die Lupe nehmen 😉 ?

PS. Ich weiß, ich weiß, es gibt auch andere „Senioren“…

4 Kommentare

  1. Warum stört es dich denn, dass der Betreiber des Restaurants sich seine Vertragspartner auswählt und bestimmte Beschränkungen vorsieht. Niemand ist gezwungen zu der besagten Lokalität zu gehen — es gibt weitere u.a. auch weitaus bessere Lokalitäten. Der Herr möchte ein gewisses Klientel und diesem ein ruhiges Ambiente bieten. Er ist selbst Familienvater, sein Unverständnis betrifft nicht die Kinder, sondern vielmehr deren unfähige Eltern, die Kinder orgendlich zu erziehen. Ein Rumrennen, Schreien oder Rumklettern auf den Möbeln im Restaurant muss nunmal nicht sein. Und da es in seiner Gegend wohl die Eltern nicht erzieherisch hinbekommen ihren Kindern ordentliches Benehmen beizubringen, grenzt er diese Kunden nun aus.

  2. Vorab: es stört mich vor allem deshalb, weil ich selbst Vater bin.

    Zur Sache. Es spricht nichts dagegen, im Einzelfall von seinem Hausrecht Gebrauch zu machen und Eltern „auffälliger“ Kinder samt Anhang des Hauses zu verweisen. Aber alle Eltern quasi unter Generalverdacht zu stellen ist wie „Ausländer raus“ brüllen, wenn irgendwo EIN ausländischer Ganove ’ne Handtasche klaut. Ist doch nur eine Frage der Zeit bis die nächste „Gruppe“ ausgeschlossen wird.

  3. Die Argumentation kann ich aber dennoch nicht ganz nachvollziehen. Es handelt sich hier um eine private Einrichtung eines Geschäftsmannes. Er will etwas verkaufen — und zwar Lebensmittel mit einer gewissen ruhigen Atmosphäre. Das war ihm in der Vergangenheit nicht mehr möglich. Und da er Geschäftsmann ist ist es natürlich klar, dass er diesem entgegenwirken möchte. Immerhin lebt der Mann von seiner Geschäftsidee.

    es handelt sich hier um eine einzelne Lokalität. Von Aussperren kann hier auch nicht die Rede sein — wie vielerorts zu lesen — denn es ist kein Muss hier zu sein. Man hat eben nicht etwas weniger, was man vorher mehr hatte. Es ist kein Recht dort zu sitzen, sondern mehr ein Privileg, was dir der Inhaber erlaubt — oder in diesem Falle eben nicht. Aber diese Argumentation betrifft dich jetzt weniger.

    Seltsamerweise stört es ja keinen, dass Raucher nicht mehr willkommen sind in Lokalen — micht allerdings auch nicht, ich bin kein Raucher und finde es vorzüglich. Für mich ist die Störung aber gleich, ob ich nun vollgequalmt werde oder Kinder um meinen Tisch rennen, schreien und wild rumklettern. Das es natürlich Ausnahmen gibt weiß ich. Aber der Mann ist keine Ladenkette wie MCDoof, sonder nur dort ansässig. Und wenn es dort nunmal eben nicht viele Ausnahmen gibt, dann macht er es halt so.

    Kinderunfreundlich ist es jedenfalls nicht. Denn es ist nur eine Räumlichkeit die halt nicht betreten wird. Und dieses gibt es zu Hauf — die wenigsten Räumlichkeiten hier zu Lande kannst du einfach so betreten, auch wenn der Eigentümer es dir u.U. sogar erlauben würde. Es ist eben keine öffentliche Einrichtung.

    Der Vergleich mit „Ausländer raus“ hinkt, denn dort habe ich mind. eine Beleidigung bzw. Verleumnung. Das habe ich nicht, denn es kommt niemand aktiv zu Schaden, wenn ich als Privatperson oder Geschäftsmann einfach meine Geschäfte dir nicht anbieten möchte. Bei ersterem wird demjenigen aber ein Schaden aufgedrückt.

    Ist also alles nur halb so wild. Ich denke es gibt auch andere Lokalitäten, die du gerade wegen deines Kindes nicht aufsuchen magst. Und nun eine mehr oder weniger macht da auch keinen Unterschied. Zumal du ja auch nicht jede Wohnung in deiner Straße betreten möchtest. Ist halt kein Aussperren, nur jemand, der dir seine Räumlichkeiten nicht zur Verfügung stellen möchte.

  4. Inhaltlich hast Du wohl recht. Aber das Ausgrenzen einer bestimmten Gruppe ist für ebendiese in jedem Fall diskriminierend. Und da ich zur Gruppe „Eltern mit Kind gehöre“ fühle ich mich persönlich getroffen. Unabhängig von objektiver Argumentation.

    Ich habe übrigens auch ein grundsätzliches Problem mit Türstehern. Obwohl ich bisher extrem selten abgewiesen wurde…

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