Social Networks am Limit und Web 2.0 am Ende

In den letzten Tagen haben sich so einige Blogger zur Zukunft von Social Networks und dem Web 2.0 ausgelassen. Da ist die Rede von platzenden Blasen in 2008 (oder vielleicht auch nicht?) , wackelnden Zäunen, so wie die Frage nach dem Wohin. Ein wahrlich spannendes Themenfeld, speziell wenn man sich selbst gerade mit diesen Dingen ernsthaft (weil beruflich) beschäftigt. Ich persönlich bin da zwar in gewisser Hinsicht anderer Meinung, doch vorab mal die Ausagen der „Anderen“:

Vor allen Dingen 2 Thesen werden in den o.g. Blogs aufgestellt:

  • Die Ära Web 2.0 geht dem Ende zu, da es außer Werbung und Memberships kein wirklich sinnvolles Geschäftsmodell hinter den (meisten) Seiten und Portalen gibt. Viele Investoren sind daher skeptisch, wenn es um neue Projekte geht, die dann oft auch nur Kopien bestehender Modell sind. Allerdings wird es nicht zu einem Knall wie seinerzeit beim Zusammenbruch der unzähligen dot.com-Kartenhäuser kommen, sondern es ist eher ein leises Zischen wie bei einem Loch in der Luftmatratze. So oder so säuft man ab, es sei denn man kann schwimmen oder hat noch ein stabiles Boot zur Hand.
  • Die Lust an Social Networks (als typische Web 2.0-Beispiele) vergeht, wenn man in vielen Netzen gleichzeitig zu Hause ist und daher zu viel Zeit in „immer wieder die gleiche Arbeit“ investiert werden muss: den Aufbau des eigenen Netzwerks. Denn bei den meisten Systemen ist der „Freundeskreis“ deckungsgleich und ob man einmal per Mausklick das eigene Network in ein anderes Portal exportieren kann, steht noch in den Sternen. Damit ist ein „natürliches Limit“ erreicht, welches die meisten SNs bereits erreicht haben, von einigen Ausnahmen mal abgesehen.

OK. Beide Themen gehören nun mal untrennbar zusammen. Und genau da liegt auch die Lösung des „beschworenen Problems“. Wie ich bereits bei Alexander in den Kommentaren geschrieben habe, sehe ich persönlich noch kein Ende des Web 2.0 in Form eines wie auch immer gearteten Zusammenbruchs. Im Gegeteil. Ich vermute eher mal, daß sich lediglich der bisherige Wildwuchs gesund schrumpft und wir nahtlos in die nächste Phase (Net 3.0?) übergehen. (Insofern könnte das mit dem „Ende“ dann doch wieder stimmen.)

Damit meine ich langfristig angelegte, userfreundliche, interaktive und vor allem sinnolle Anwendungen bzw. Projekte, die spezielle Bedürfnisse befriedigen und auch finanziell auf festem Boden stehen. Einfach nur „Mitglieder sammeln und dann die Datenbank verhökern“ wird es kaum noch geben. So werden aus SNs (Social Networks) SINs (Special Interest Networks). Natürlich werden auch einige aktuelle Systeme weiterhin Bestand haben, aber da wird die Luft auch immer dünner.

Der Vorteil der „neuen Netzwerke“ ist der differnzierte Personenkreis. Mein berufliches Netzwerk (z.B. XING) ist nur zu einem übersichtlichen Teil identisch mit meinem privaten Bekanntenkreis (z.B. wer-kennt-wen). Meine ehemaligen Studienkollegen sind übrigens längst ein einem der beiden vorgenannten Syteme zu finden. Und Informationen rund um mein Hobby tausche ich sowieso über ganz andere Portale (z.B. fotocommunity) aus. Ausserdem darf man auch das „Parallel-Netzwerk“ nicht vergessen: die eigene Blogosphäre, verbunden durch Blogrolls, Feedreader, Barcamps, etc.

Man muss also kein Prophet sein um zu erkennen, dass sich das Netz weiter entwickelt. Das hat es immer getan. Denn nicht zuletzt gilt auch hier Darwins Grundsatz „Survival of the Fittest„. Jetzt muss sich nur noch jeder Portal- und Netzwerkbetreiber (bzw. -planer) selbst fragen, ob sein System wirklich fit genug ist…

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